Meine kulinarische Werkzeugbox

Meine kulinarische Werkzeugbox

Ich packe meinen Koffer für eine kulinarische Woche in Südfrankreich und nehme mit:

Nussknacker, Kellnermesser, Austernmesser, Trüffelhobel, Weinkelche aus Edelstahl.

Aber wozu der ganze Aufwand?

Nun ja, ich gebe es gerne zu: Ich esse und trinke gerne gut (zudem koche ich gerne). In einem Land wie Frankreich muss man sich dafür auch nicht schämen – das ist hier normal. Ich würde sogar einen Schritt weiter gehen und behaupte, das diese Hobbies einer der Schlüssel zur französischen Kultur sind.

In einer damals noch rudimentär eingerichteten Steinhütte fernab der Zivilisation entstand so die Herausforderung sich der fachgerechten Erschließung der ungewohnten Genüsse anzunehmen. Da hieß es zunächst improvisieren und dann lernen. Hier findest Du unsere kulinarische Werkzeugbox für teils windige eine Berg-und Meer-Region.

Mas Baillette - Mandeln auf Tisch

Nussknacker

Für die hartschaligen Mandeln der Region musste anfangs der Hammer oder gar der Vorschlaghammer herhalten. Ergebnis: Die meisten Mandelkerne zerbrochen ☹

Das Knacken gestaltet sich als langsam und laut und die Mandelkerne sind unschön fürs Auge, schlecht zum Rösten und teils unbrauchbar.

Kellnermesser

Zum Öffnen unzähliger Flaschen Wein musste zu Beginn immer der Korkenzieher am Taschenmesser herhalten. Ergebnis: Stumpfe Messer vom Entkapseln (d.h. die metallische Verschlusskappe entfernen), verbogene Korkenzieher und gebrochene Korken. ☹

Schon wieder ein neues Taschenmesser kaufen und immer diese Korkbrösel im Glas. Pfui!

Austernmesser

Für die Austern musste viele Jahre lang das Taschenmesser und ein Arbeitshandschuh herhalten. Ergebnis: blutige Hände und gebrochene Austernschalen. ☹

Man kann die Austern nicht mehr standesgemäß in ihrer Schale servieren, man hat Schalenbrösel im Mund und die hässlichen Stichwunden auf den Handflächen entzünden sich.

Mas Baillette - Trueffelfund

Trüffelhobel

Zum Zerkleinern der Trüffel musste des Öfteren ein normales Messer herhalten. Ergebnis: Zeitaufwändige Schnippelei, bei der am Ende viel zu dicke Scheiben herauskommen, um das Aroma dieser Spezialität voll zur Geltung kommen zu lassen. ☹

Schade ums Geld und herber Verlust im Vertrüffelungspotential für die nächsten Tage!

Mas Baillette - Weinkelche aus Edelstahl

Weinkelche aus Edelstahl

Mal wieder Wind und/oder eine feucht-fröhliche Runde und dann passiert‘s: Die Weingläser kippen um und fallen auf den steinigen Boden. Diese Umstände haben uns viel Lehrgeld in Form von Glasbruch zahlen lassen. ☹

Wenn der Becher fällt, dann wird der Wein leider so oder so verläppert. Aber wer mag noch zusätzlich gerne Scherben im Fuß stecken haben und ständig neue Gläser kaufen?

Mit den Jahren ist so aus dem jugendlich-kulinarischem Leichtsinn die Erkenntnis entstanden, dass sich gutes Werkzeug (wie immer) auszahlt! Weil Du sicher ungern so viel Metall (bzw. Gegenstände) in den Urlaub schleppst, findest Du diese kulinarische Grundausstattung in allen unseren Unterkünften. Und ganz klar unterweisen wir Dich auch in deren Gebrauch.

Prost und Bon Appetit!

PS: Warum sich Hammer und Rohrzange nicht zum fachgerechten Öffnen eines Hummers eignen, ist eine andere Geschichte.

Mas-Baillette_Werkzeug-Foto
Mas-Baillette_Werkzeug-Foto
Eine Lehrstunde in südfranzösischer Lebensart

Eine Lehrstunde in südfranzösischer Lebensart

Wie sich unsere Nachbarn ganz langsam in unser Herz geschlichen haben

Was genau ist es, das uns an der südfranzösisch-katalanischen Lebenseinstellung so fasziniert? Ganz schwer das in Worte zu fassen. Aber ich werde es versuchen. Am besten lasse ich dazu die Experten der Region sprechen.

Hierzu habe ich Dir ein paar frei übersetzte Zitate aufgeschrieben, die wir von unseren Nachbarn in den letzten Jahren so gehört und gesammelt haben:

Du kennst das sicher auch: An manchen Tagen sucht man gerne eine Ausrede, um all das NICHT zu tun, was man tun wollte oder sollte.

Wo sich unsereins vielleicht noch Mühe gibt einen ehrlichen und guten Grund zu finden, da hat der Südfranzose einen deutlich pragmatischeren Ansatz.

Heute kann ich nicht arbeiten…

….es ist zu windig.“
….es ist kein Wind.“
….es regnet.“
… es ist zu trocken.“
… es ist zu kalt.“
….es ist zu heiß.“
….ich bin zu verkatert.“

Am Anfang haben wir noch gelacht, aber mittlerweile hat sich ein tiefes Verständnis für diese Art der Rechtfertigung aufgebaut – Heute reden wir uns selbst auf diese Art und Weise raus.

„Ihr könnt alles Werkzeug ruhig draußen liegen lassen wenn ihr weg seid. Das Einzige was hier gestohlen wird ist Alkohol!“

„Bei Dir regnet es ja rein, aber das ist normal! [das geht hier jedem so].“

Klar, einen Topf unterstellen macht viel weniger Arbeit als das Dach ab- und wieder neu zu decken.

„Scheiße, ich habe‘ schon wieder die Säge vergessen. Komm, wir lassen die Eiche stehen und bauen die Hütte einfach drumherum.“

Zudem ist es gesellschaftlich akzeptiert sich weder in der Jugend noch im Alter zu überarbeiten. Das hört sich dann in etwa so an:

„Ich, ich arbeite nicht mehr. Ich rauche!“

„Er ist faul – Ja er ist noch jung!“

Das Schöne daran ist, dass weder Jugend noch Alter fest definiert sind. Man muss das Leben einfach als gleitenden Übergang zwischen den Zuständen auffassen.

Du siehst schon an der Vielzahl der Zitate, dass das Thema Arbeitsvermeidung ganz wichtig ist. Aber auch die Aspekte Freizeit und Essen sind durchaus einen kleinen Blick wert:

Die Antwort auf die Frage welchen Sport man macht:

„Ich mache keinen Sport. Ich mache Hängematte.“

Die Antwort auf unsere Frage wie das Picknick morgen abläuft:

Wir bereiten morgen nichts groß für das Picknick. Jeder bringt eine Kleinigkeit mit. Nichts Besonderes. Der eine Austern der andere Entenstopfleber mit Früchtebrot oder einfach eine Flasche Champagner“

Unser Nachbar am Telefon mit dem Notar:

„Nein, wir können auf keinen Fall früher zum Termin kommen. Wir brauchen noch mindestens zwei Stunden…wir hatten noch keinen Nachtisch.“

Die Antwort auf unseren verdutzten Gesichtern wie wir denn zum Termin mit dem Notar kommen würden:

„Eine Flasche Wein zu Mittag und dann noch Auto fahren. Im Winter geht das!“

Fazit

Auch wenn ich nicht alle Punkte meines Fazits mit Zitaten unterlegen kann – manch schöner Spruch ist im Nebel der Zeit verschwunden – so sehe ich genau diese vier Aspekte als den Kern dessen, was mich magisch in die Region zieht.

  1. Nicht Überarbeiten
  2. Leben und leben lassen
  3. Gutes Essen und Trinken sind feste Bestandteile des Tages
  4. Die Siesta ist heilig