Eine Lehrstunde in südfranzösischer Lebensart

von Jan 29, 2020Südfranzösischer Lifestyle

Wie sich unsere Nachbarn ganz langsam in unser Herz geschlichen haben

Was genau ist es, das uns an der südfranzösisch-katalanischen Lebenseinstellung so fasziniert? Ganz schwer das in Worte zu fassen. Aber ich werde es versuchen. Am besten lasse ich dazu die Experten der Region sprechen.

Hierzu habe ich Dir ein paar frei übersetzte Zitate aufgeschrieben, die wir von unseren Nachbarn in den letzten Jahren so gehört und gesammelt haben:

Du kennst das sicher auch: An manchen Tagen sucht man gerne eine Ausrede, um all das NICHT zu tun, was man tun wollte oder sollte.

Wo sich unsereins vielleicht noch Mühe gibt einen ehrlichen und guten Grund zu finden, da hat der Südfranzose einen deutlich pragmatischeren Ansatz.

Heute kann ich nicht arbeiten…

….es ist zu windig.“
….es ist kein Wind.“
….es regnet.“
… es ist zu trocken.“
… es ist zu kalt.“
….es ist zu heiß.“
….ich bin zu verkatert.“

Am Anfang haben wir noch gelacht, aber mittlerweile hat sich ein tiefes Verständnis für diese Art der Rechtfertigung aufgebaut – Heute reden wir uns selbst auf diese Art und Weise raus.

„Ihr könnt alles Werkzeug ruhig draußen liegen lassen wenn ihr weg seid. Das Einzige was hier gestohlen wird ist Alkohol!“

„Bei Dir regnet es ja rein, aber das ist normal! [das geht hier jedem so].“

Klar, einen Topf unterstellen macht viel weniger Arbeit als das Dach ab- und wieder neu zu decken.

„Scheiße, ich habe‘ schon wieder die Säge vergessen. Komm, wir lassen die Eiche stehen und bauen die Hütte einfach drumherum.“

Zudem ist es gesellschaftlich akzeptiert sich weder in der Jugend noch im Alter zu überarbeiten. Das hört sich dann in etwa so an:

„Ich, ich arbeite nicht mehr. Ich rauche!“

„Er ist faul – Ja er ist noch jung!“

Das Schöne daran ist, dass weder Jugend noch Alter fest definiert sind. Man muss das Leben einfach als gleitenden Übergang zwischen den Zuständen auffassen.

Du siehst schon an der Vielzahl der Zitate, dass das Thema Arbeitsvermeidung ganz wichtig ist. Aber auch die Aspekte Freizeit und Essen sind durchaus einen kleinen Blick wert:

Die Antwort auf die Frage welchen Sport man macht:

„Ich mache keinen Sport. Ich mache Hängematte.“

Die Antwort auf unsere Frage wie das Picknick morgen abläuft:

Wir bereiten morgen nichts groß für das Picknick. Jeder bringt eine Kleinigkeit mit. Nichts Besonderes. Der eine Austern der andere Entenstopfleber mit Früchtebrot oder einfach eine Flasche Champagner“

Unser Nachbar am Telefon mit dem Notar:

„Nein, wir können auf keinen Fall früher zum Termin kommen. Wir brauchen noch mindestens zwei Stunden…wir hatten noch keinen Nachtisch.“

Die Antwort auf unseren verdutzten Gesichtern wie wir denn zum Termin mit dem Notar kommen würden:

„Eine Flasche Wein zu Mittag und dann noch Auto fahren. Im Winter geht das!“

Fazit

Auch wenn ich nicht alle Punkte meines Fazits mit Zitaten unterlegen kann – manch schöner Spruch ist im Nebel der Zeit verschwunden – so sehe ich genau diese vier Aspekte als den Kern dessen, was mich magisch in die Region zieht.

  1. Nicht Überarbeiten
  2. Leben und leben lassen
  3. Gutes Essen und Trinken sind feste Bestandteile des Tages
  4. Die Siesta ist heilig